Um Modelle mit einer vorbildgetreuen Einzelgliederkette auszustatten, gibt es verschiedene Möglichkeiten, am einfachsten ist natürlich, das potentielle Umbauopfer hat bereits solche Ketten, aber so viel Glück hat man selten. Für den Menckbagger von Kibri habe ich irgendwann mal ein paar Kettenglieder geätzt, hauptsächlich um aus dem ersten Stück Photoblech sinnvolle Teile zu machen, das ich mir auf einer Modellbaumesse zu Testzwecken gekauft habe. So entstand die Kette aus 0,1mm Neusilber Blech mit einer Teilung von 4mm.
Gerade wenn man sehr viele gleiche Teile braucht, ist die Ätztechnik besonders effektiv.
Jedes Einzelglied besteht aus zwei Teilen, einem Grundteil und der entsprechenden Deckplatte. Ich werde mich im Folgenden nur auf die Menck Kette beziehen, da weitere Varianten sich fast nur durch die Teilung unterscheiden, der prinzipielle Aufbau ist bei allen später entstandenen Varianten gleich.
Der Antrieb der Kette sollte Anfangs durch ein Kettenrad erfolgen, das zwischen die Deckplatten eingreift, aber es hat sich schnell gezeigt, das man dann diese Deckplatten extrem genau positionieren muss, was den Aufwand nicht wert ist, weil es eine viel einfachere Alternative gibt. Ich habe mich entschlossen, die Kette ganz konventionell über ihre Verbindungsbolzen anzutreiben, die wegen der Ätzteile automatisch immer den richtigen Abstand haben und unempfindlich gegen Montagetoleranzen sind. Ein 0,5mm Messingdraht wird zu besagten Verbindungsbolzen verarbeitet und ist stabil genug.
Oberste Priorität hat, dass alle Kettenglieder möglichst gleich werden, deshalb sollte man jeden erforderlichen Arbeitschritt an allen Teilen vornehmen, eine Art Serienfertigung.
Die Ätzteile werden noch im Rahmen von ihrem Photolack befreit und danach sauber ausgeschnitten. Im Gegensatz zu Größeren Teilen, bei denen man die wenigen Stege leicht entfernen kann, sollte man sich bei den Kettenteilen die Mühe machen, den Steg gleich beim heraustrennen zu entfernen, dies geschieht z.B. mit eine scharfen Messer auf einer festen Unterlage direkt am Rand der Teile. Diese Unterlage darf auf keinen Fall weich sein, sonst verbiegen sich die mit 0,1mm schon recht filigranen Kleinteile.
Nachdem man alles herausgetrennt hat, kann man damit beginnen die Grundteile mit einer Zange abzubiegen. Im Gegensatz zu fast allen anderen Biegekanten meiner Blechteile sind diese nicht angeätzt, anfangs aus Faulheit eine entsprechende Vorlage für den Test zu zeichnen, später wegen der Erkenntnis, das die Kette sonst auf Dauer auseinander fällt.
Wegen dieses Umstandes produziert man unweigerlich ein paar Ausschussteile, die einfach nicht genau genug abgebogen sind, aber das berücksichtige ich mittlerweile bei der Erstellung meiner Vorlagen und sehe immer einen ausreichenden Überschuss vor. Nachdem alle Grundteile zurecht gebogen sind, muss die Bohrung auf 0,5mm aufgerieben werden, dazu verwendet man besten wieder die bewährte Fünfkantreibahle von Fohrmann. Um sich die Arbeit etwas zu erleichtern, testet man den Durchmesser mit dem Ms Draht, den man später zum Verbinden der Kettenglieder benutzen will und schafft mit einem Schrumpfschlauch eine Art Anschlag, so dass man im folgenden ohne Messen der Bohrung zügig weiter aufreiben kann. Wegen der Kegelform der Reibahle muss man das selbstverständlich von allen Seiten machen.
Zur Verbindung der Grundteile gibt es zwei verschieden Möglichkeiten. Das erste Kettenpaar, das den aus der Zeitung Truckmodell bekannten Menck von Thorsten Feuchter trägt, hat verlötete Verbindungsbolzen und wie eine Reihe V´s geschachtelte Grundteile. Das hat sich allerdings in zweierlei Hinsicht als ungeschickt erwiesen. Erstens stehen die Grundteile dann unter Spannung und katapultieren sich in großer Zahl durch die Werkstatt und zweitens ist das Löten so extremer Teile nicht jedermanns Sache. Durch die Kapillarwirkung verlötet man ab und zu mal mehr wie nur den Stift, in diesem Fall muss man dann zwei Grundteile austauschen, weil das Lot unmöglich entfernbar ist.
Die zweite Kette habe ich dann ohne löten verbunden, indem der 0,5mm Ms Stift an beiden Seiten mit einer Zange zusammengedrückt wird und so nicht mehr aus der Bohrung fallen kann. Das hat außerdem den Vorteil, dass sich der Verbindungsbolzen frei drehen kann, deshalb braucht man die Grundteile nicht mehr zu schachteln und kann versetzt montieren.
Sollte an der Kette etwas kaputt gehen, trennt man einfach den Stift in der Mitte durch und kann beide Hälften herausziehen, schon ist die Kette demontiert.
Alternativ kann man auch kleine Ms Nieten benutzen, deren runder Kopf besser aussieht wie das frei umgeformte Ende, aber das ist wesentlich teurer.
Wenn dieser langwierige Arbeitsschritt getan ist, fehlen noch die Deckplatten, die einzeln aufgelötet werden. Dazu sollte man beide Teile verzinnen, denn diese Lötstelle ist später relativ stark belastet. Mit Lötpaste sollte das noch leichter gehen, aber weil die sich nicht so lange hält, habe ich bisher nicht die Möglichkeit gehabt, das auszuprobieren.
Letztendlich sind relative wenige Arbeitschritte für die Kette notwendig, aber in der Summe kann man schon mit mehreren Stunden rechnen, eine ruhige Hand und vor allem Geduld sind für ein ordentliches Ergebnis unverzichtbar.
Um die Kette nicht im nüchternen Neusilberlook erscheinen zu lassen, kommt das fertig montierte Puzzle noch in ein Bad zum schwärzen von Neusilber, die Dauer bestimmt die Farbe. Auch die Ms Stifte werden durch dieses Bad schwarz, Lötzinn nimmt teilweise auch eine rostartige Farbe an. Diese Art der Farbgebung ist überraschend unempfindlich, außerdem wäre eine herkömmliche Lackierung das Ende für die sehr leicht laufende Kette.
Wesentlicher Vorteile gegenüber vergewaltigten Standmodell Ketten ist die minimale Kettenspannung. Damit laufen die Modelle ruhiger und brauchen weniger Strom, außerdem sollte der Geradeauslauf dadurch leichter in den Griff zu bekommen sein. Die Kette biegt sich auch nicht durch und hebt so das Modell nicht an, einfach schön anzuschauen.
Kettenradkonstruktion und Ausführung:
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